Aktuell sind «Digitalisierung» und «Digitale Transformation» in den Medien häufig genannte Begriffe und scheinen für unsere Gesellschaft und Wirtschaft in ihrer gegenwärtigen Entwicklung von zentraler Bedeutung zu sein. Doch was bedeuten diese beiden. Begriffe überhaupt und warum sind sie gerade jetzt so aktuell.

Für den Begriff Digitale Transformation findet sich in der Literatur keine allgemeingültige Definition. Für das Verständnis der aktuellen Entwicklungen und Diskussionen in der Öffentlichkeit lohnt es sich den Begriff und seinen Ursprung genauer anzuschauen und zu definieren.

Vom ursprünglichen Verständnis her bedeutet Digitalisierung Umwandlung von analogen in digitale Daten. Als Sammelbegriff wird Digitalisierung für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen als Folge von elektronischer Datenverarbeitung verwendet. Der Begriff Digitale Transformation scheint auf diesem Verständnis aufzubauen und auf das Potenzial zur Veränderung und Umgestaltung von Lebensbereichen durch digitale Technologien anzusprechen.

Historischer Kontext

Aufgrund der Tatsache, dass die Begriffe Digitalisierung und Digitale Transformation seit den 2010er Jahren zunehmend populär geworden sind bietet es sich an, sie in einen historischen Kontext zu legen und daraus die Definition zeitbezogen zu erweitern. Wölfle (2016) folgt diesem Vorgehen und definiert 3 Perioden hinsichtlich der Entwicklung und des Einsatzes von IT-Systemen (S.3). Diese werden im Folgenden kurz zusammengefasst:

  • IT Systeme bis 1993: Optimierung dank IT
    Digitale Informationsverarbeitung wurde in abgegrenzten Bereichen zur Effizienzsteigerung eingesetzt. Die erzielten Produktivitätsschritte bewirkten Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und bei den Berufsbildern. Organisationsstrukturen, Kundenbeziehungen und Geschäftsmodelle wurden dadurch aber nicht grundsätzlich verändert.
  • IT Systeme ab 1993: Paradigmenwechsel Internet
    Durch das Internet und der Möglichkeit der Vernetzung nach innen und aussen in allen Unternehmensbereichen wurde ein Paradigmenwechsel ausgelöst. E-Business wurde zum Leitbegriff für Geschäftsmodelle mit vernetzten IT-Anwendungen. Beziehungen und Prozesse zwischen Unternehmen und ihren Kunden und Mitarbeitern wurden durch vernetzte und elektronische Medien unterstützt und verändert.
  • IT Systeme ab 2007: Mobile IT-Nutzung jenseits von dedizierter-Hardware
    Die mobile Internetnutzung geht damit einher, dass das Internet nicht mehr nur mit dedizierter IT-Hardware wie PCs oder Laptops genutzt werden kann, sondern mit zahlreichen anderen Geräten wie Mobiltelefonen. Die damit verbundene Allgegenwart IT-basierter Funktionen und verfügbarem Internet verändert die Gesellschaft und Wirtschaft grundlegend. Diese Zeitperiode ist auch geprägt von qualitativen Innovationssprüngen durch die zunehmende Integration der IT in ihre Umwelt. Dies ist im Begriff Internet of Things zusammengefasst und bezieht sich auf informationstechnisch erweiterte Gegenstände (sogenannte Smart Devices), welche ins Internet eingebunden sind und Daten austauschen können.

Definition von Digitalisierung

Bezogen auf die jüngeren Erweiterungen in der Informationstechnologie und ihrer neuen Wechselwirkungen mit anderen Bereichen kann Digitalisierung wie folgt definiert werden.

Digitalisierung ist – neben dem ursprünglichen Verständnis der Umwandlung analoger Daten in digitale – ein Sammelbegriff für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen, die massgeblich durch neue Technologieanwendungen und Konzepte bestimmt werden. Diese basieren auf IT-Lösungen, die dank Mobiltechnologien, Cloud Computing und digitaler Repräsentation von Menschen, Organisationen und Dingen allgegenwärtig sind und auch eigenständig handlungsfähig sein können. Digitalisierung erweitert Handlungsmöglichkeiten auf vielfältige Weise, z.B. in der persönlichen Interaktion (Social Media), in der Gestaltung von Geschäftsmodellen (E-Business), im Verständnis von Besitz (Sharing Economy), in der Schaffung von Vertrauen (Blockchain) und in der Weiterentwicklung anderer Technologiebereiche wie Robotik oder Biotechnologie. Die neuen Handlungsmöglichkeiten wirken auf die Strukturen zahlreicher Lebensbereiche ein. Digitalisierung kann die Lebensbedingungen von Menschen verändern, was wiederum gesellschaftliche Dynamik und neue Herausforderungen mit sich bringen kann. (Wölfle (2016), S. 8)

Von der Digitalisierung zur Digitalen Transformation

Das World Economic Forum hat das Leitthema „Mastering the Fourth Industrial Revolution“ und damit den Begriff Digitalisierung in einen grösseren Kontext gesetzt. Obwohl der Begriff Vierte Indutrielle Revolution nicht definiert worden ist und auch in anderem Zusammenhang verwendet wird, lässt er sich als Szenario einer neuen Epoche bezeichnen, welche zu Beginn dieses Jahrhunderts begonnen hat. „Ihre Kennzeichen sind ein allgegenwärtiges, mobiles Internet, kleinere und leistungsfähigere Sensoren, deren Herstellungskosten erheblich gesunken sind, Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen“ (Klaus Schwab, 2016). Digitale Technologien werden in einem qualitativen Innovationssprung immer komplexer und integrierter. Sie leisten damit einem grundlegenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturwandel Vorschub.

Im Kontext dieser Beschreibung und bezogen auf ein einzelnes Unternehmen, muss Digitale Transformation als Veränderung des eigenen Geschäftsmodells durch die zunehmende Digitalisierung verstanden werden.

Diese Veränderung kann auch in Verbindung mit anderen Technologien geschehen. Die hohe Geschwindigkeit und Parallelität mehrerer Entwicklungen schaffen eine Dynamik und Komplexität, die zuverlässige Prognosen und Planungen erschweren.

Die Treiber für Digitale Transformation in der Wirtschaft sind veränderte Kundenerwartungen, digital aufgewertete Produkte, innovative Kooperationsformen und neue Betriebsmodelle.

(Dieser Beitrag ist ein Auszug aus meiner Diplomarbeit «Digitale Transformation: Einfluss auf die Strategieprozesse und die Entwicklung von Geschäftsmodellen» welche ich im Rahmen eines CAS zum Geschäftsprozessmanagement verfasst habe.)